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Single... und trotzdem glücklich?

Photo by Ariel Lustre on Unsplash
Photo by Ariel Lustre on Unsplash

"Was, du hast noch keinen Freund?"

"Schön langsam musst du dich mal beeilen, wenn du nicht übrig bleiben willst..."

"Du bist 20 und Single?"

"Wenn du erst mal einen Freund hast, kannst du das alles machen!"

 

Solche und so ähnliche Sachen hast du dir vielleicht schon mal anhören müssen.

Man wird tatsächlich schief angeschaut, wenn man mit 18 Jahren noch keinen Freund hatte. Wenn man noch nie Sex hatte, oder sogar noch nie jemanden geküsst hat. Dann muss man schon wirklich komisch sein. 

Mit 20 Jahren soll man gestresst sein, wenn man immer noch keinen Partner hat, weil es dann schon schwierig wird, jemand Netten zu finden. 

Immer wieder hört man, dass alles besser ist, wenn man seine zweite Hälfte gefunden hat. Und was man dann alles machen kann. Als Single hat man es schwer, man ist einsam und soll diese harte Zeit möglichst schnell hinter sich lassen.

Mit so einer Einstellung braucht es einen nicht zu wundern, dass so viele Menschen in einer schlechten Beziehung sind. 

 

Ich kenne den Druck. Bevor ich meinen ersten Freund hatte, hatte ich immer das Gefühl, ich würde erst ein "richtiger Mensch" sein, wenn ich auch in einer Beziehung bin. Ich habe meine Zeit damit verbracht, auf den Richtigen zu warten. Das Single-Sein war ein Zustand, den ich unbedingt loswerden wollte. Ich habe Freundinnen beneidet, die schon einen Freund hatten. Meine Zeit habe ich mit Träumereien über meinen zukünftigen Freund verbracht. Bei allen Jungs, die ich kennengelernt habe, habe ich gedanklich eine Liste abgehakt, ob sie sich als Freund eignen würden. Bei Unternehmungen mit meiner Familie oder Freunden habe ich mir vorgestellt, wie großartig es wäre, wenn ich das jetzt mit meinem Freund erleben würde. Wenn ich ein neues Kleid hatte, eine schöne Frisur oder mir mein Make-up gut gelungen ist, habe ich mir gewünscht, dass mich jetzt derjenige sehen könnte, der für mich bestimmt ist.

Im Grunde habe ich jede freie Sekunde an IHN gedacht und mich total auf den Gedanken fixiert, erst richtig glücklich sein zu können, wenn ich IHN an meiner Seite habe.

 

Das alles hat vielleicht dazu geführt, dass ich mit 18 Jahren die falsche Entscheidung getroffen habe. Damals bin ich, trotz ungutem Gefühl, eine Beziehung eingegangen. Von Anfang an habe ich gemerkt, dass er nicht gut zu mir passt. Dass er ganz andere Vorstellungen hat als ich. Doch trotzdem habe ich es zugelassen, dass unsere Beziehung immer weiter voran geschritten ist. Endlich musste ich mir nicht mehr solche Sätze anhören, wie die, die ich oben genannt hatte. Endlich gehörte ich auch dazu und hatte einen Freund. Endlich konnte ich ganz glücklich sein.

 

Doch schon bald habe ich gemerkt, dass ich nicht glücklich war. Im Gegenteil - ich war sehr oft unglücklich. Ich habe mich schlecht gefühlt, eingeengt, unsicher und klein. Ich hatte ständig Angst und war voller Zweifel an mir selbst. Ich hatte all meine Hoffnungen auf eine Beziehung gesetzt. Auf einen anderen Menschen. Und als ich gemerkt habe, dass er all diese Hoffnungen nicht erfüllen kann, bin ich unglücklich geworden. Doch da steckte ich dann schon viel zu tief drinnen. Ich war abhängig von ihm, von unserer Beziehung. Der Gedanke, Schluss zu machen, war unerträglich. 

Ich hatte mich damit abgefunden, dass das alles war. Dass es für mich und mein Leben nicht mehr  gab. Dass es die wahre, große Liebe nur in Büchern gibt. Und vielleicht noch bei ein paar einzelnen Menschen, mit denen Gott es gut meint. 

 

Nicht ganz zwei Jahre später habe ich Schluss gemacht. Da habe ich plötzlich gemerkt, dass es  doch mehr  gibt, dass ich mehr  will. Dass ich mehr  verdiene. Und dass auch er mehr  verdient. Der Satz aus dem Lied "Lieber so" von Yvonne Catterfeld beschreibt ganz gut, wie ich mich damals gefühlt habe:  . . . doch jetzt fehl ich mir selbst mehr als du es jemals hast . . .

Ich habe mich selbst nicht mehr gekannt. Ich war nicht mehr der Mensch, der ich sein wollte. Ich habe mir selbst gefehlt!  

Und so bin ich mit 20 Jahren wieder Single. Nach einer Beziehung, die für alle anderen perfekt ausgesehen hat. Nach einer Beziehung, in der schon vom Heiraten die Rede war.

 

Jetzt als Single möchte ich nicht mehr die gleichen Fehler machen wie damals.

 

Ich möchte nicht warten, sondern leben. 
Ich möchte nicht alles, was ich tun will, erst tun wenn ich einen Freund habe, sondern es einfach tun. 

Ich möchte glücklich und frei sein.

Ich möchte Abenteuer.

Ich möchte lachen und weinen und tanzen und singen.

Ich möchte eine Frau sein, die stark und selbstbewusst ist.

Ich möchte mein Leben leben, auch wenn ich den Mann meines Lebens noch nicht kenne.

Ich möchte einfach ICH sein.

 

Als Single kann man glücklich sein. Man kann reisen, Freunde finden, ausgehen, Konzerte besuchen, tanzen, Berge erklimmen, über sich hinauswachsen, neue Herausforderungen annehmen und herausfinden, wer man ist - wer man sein möchte.

Warum soll ich warten, bis ich einen Freund habe? Bis ich einen Ehemann habe?
Ich freue mich so sehr darauf, irgendwann den Einen zu treffen. Doch warum sollte ich bis dahin nicht auch glücklich sein? 

 

Meine Mama hat immer gesagt: "Alles zu seiner Zeit."

Jetzt ist die Zeit, in der ich mich selbst kennenlernen darf. In der ich mit meiner Familie und meinen Freunden zusammen bin. In der ich mich fortbilde und Erfahrungen sammle. 

Irgendwann wird die Zeit kommen, in der ich meinen Mann kennenlerne. Die Zeit, in der ich Ehefrau und Mutter sein werde. 

 

Alles zu seiner Zeit...

 

Eure Maria

 

 

 

 

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